Rathaus
Betrachtet man sich die Karte des Segnitzer Altortes, dann fällt sogleich die zentrale Lage des Rathauses im Schnittpunkt eines ehemaligen Straßenkreuzes auf. Hier schneidet nämlich die heutige Hans-Kesenbrodstraße als Ost-Westachse die vom einstigen Maintor kommende Rathausstraße mit ihrem nunmehr verbauten, nordwärts führenden Arm. Segnitz lag bekanntlich an einer der vier freien Straßen im früheren Herzogtum Franken, die über den Main kommend durch den Ort führte und diesem wohl eine gewisse strategische Bedeutung verlieh.
Ursprünglich befand sich an Stelle des heutigen Rathauses ein Platz „under der linden“, wo das Dorfgericht zusammentrat. Später ist von einem „Rathäusle“ die Rede. Das heutige Rathaus wurde in den Jahren 1587/88 gebaut. Eine Inschrift im Foyer berichtet von Hans Kesenbrod und vom Zimmermann Lorenz Ebel als die Baumeister des Renaissancegebäudes.
Das Segnitzer Rathaus bildete während seiner nunmehr über 430jährigen Geschichte stets den dörflichen Mittelpunkt für alle Bürger, und das nicht nur zu den Ratssitzungen und Gerichtstagen. Es gab eine Küche, einen heizbaren Saal, die große Diele und zwei Kaufläden, zu denen man durch kleine Pförtchen an der Ostwand des Rathauses gelangte. In einem weiteren Raum war die Gemeindewaage untergebracht und ein anderer diente als „Narrenhäusle“. Unter dem Rathaus befindet sich der Gotteshauskeller, worin man einst die Ernte der kirchlichen Weingärten unterbrachte. Die Verpflichtung zur Lagerung der Kirchenweine stammt aus der Zeit der Trennung der Segnitzer Kirche von Frickenhausen im Jahr 1448. Damals erklärte sich die Gemeinde bereit, für die Kirche und für den jeweils amtierenden Pfarrer ein Kellergeschoss zur Aufbewahrung des Weins zur Verfügung zu stellen. Dass Kirche und Dorf zusammengehören, das zeigte sich noch bis in die jüngste Vergangenheit mit dem Segnitzer Kirchenpatron St. Martin als Amtssiegel der Gemeinde.